Henriettes Inselbote

Mai 31, 2007

Badefreuden

Filed under: I dare say,Inselalltag — henriette @ 8:03 pm

Die Einwohnerinnen Grossbritanniens sind im täglichen Leben eigentlich nicht als besonders zurückhaltend zu bezeichnen. Man nehme sich nur mal ein paar Minuten Zeit zum Sehen und Staunen, z. B. in einer Kassenschlange bei Sainsbury’s. Da drängen sich noch frühlingshaft bleiche Bäuche variablen Aussmasses zwischen Jeans und T-Shirt ungeniert in die Freiheit, der ausgeleierte T-String blitzt in purplefarbener Pracht über dem Hosenbund, der auf Halbmast hängt und ob die strammen Oberschenkel des weiblichen Wesens vor einem dem eisernen Griff eines zu kleinen Gürtels ausgesetzt sind, oder ob man in diesem Falle bereits von einem miniskirt reden kann, who knows. Ganz zu schweigen von dem Trend, gänzlich auf knickers zu verzichten und zu hoffen, dass von dieser Demonstration äusserster Frivolität wenigstens jemand Notiz nimmt. (Ich will jedoch nicht unerwähnt lassen, dass das Tragen eines bras unbedingt erforderlich ist. Und mag dieser sich auch noch so sehr unter dem hautengen Top abzeichnen.) Alles andere wäre ordinär.
Getrunken und gefeiert wird genauso hemmungslos wie auf dem Kontinent. Die daraus resultierenden Szenen alkoholisch bedingten Kontrollverlustes sind an Offenherzigkeit kaum zu überbieten.

Daher überrascht die spontane Transformation der selbstbewussten Einwohnerin Grossbritanniens, sobald der individuelle Auslauf eingeschränkt ist. In der Abgeschiedenheit eines ladies locker rooms, z. B., in one’s local pool. Man wähnt sich direkt auf einer Zeitreise. Fast schon vergessene Szenen von Menschen, die sich ihrer nassen Badekleidung mühsam in selbstgeschneiderten, buntgemusterten Frotteeumkleide”kabinen” entledigen, steigen vor einem auf und man fragt sich, warum diese Relikte vergangener Zeiten hier auf der Insel nicht längst zum must-have avanciert sind.
Denn let’s face it: vor jedem Poolbesuch steht die unliebsame Pflicht, sich vor anderen Geschlechtsgenossinnen umzuziehen.
Nun ist man, wie in jeder Situation in der man sich mit anderen Menschen gezwungenermassen einen begrenzten Raum (Zug, Bus, whatever) teilt, verpflichtet, so zu tun, als sehe man die anderen nicht, um einem selbst und ihnen eine awkward situation zu ersparen. Also dürfte dem relativ komplikationslosen Wechsel von underwear into Badekleidung an sich nichts im Wege stehen. Doch was, wenn man von einer der anderen ladies um einen herum doch wahrgenommen wird? Und sei es auch nur aus purem Versehen. A nightmare scenario, indeed!
Vorsorglich wird der Blick umgehend zu Boden gesenkt, i. e. damit ist man theoretically schon mal gar nicht da.
Während man ein Handtuch schützend um den Körper gewickelt hat und wahlweise über der Brust geknotet oder aber mit den Zähnen festhält, schüttelt man geschickt die knickers zu Boden, und zieht dann blitzschnell, für die eventuelle Augenzeugin zu schnell um zu begreifen, was sie soeben miterlebt hat, das auf dem Boden vorher zurechtgelegte Badegewand hoch. Dabei wird sich Richtung lockers gedreht, denn es besteht immer die Gefahr, das Handtuch könne an der Vorderseite auseinanderfallen und gewisse body parts freilegen. Es würde ein nicht auszudenkendes embarrassement für alle Beteiligten bedeuten.
Die Kunst, ein Bikinioberteil anzulegen, während man selbst in ein recht kleines Badehandtuch gewickelt ist, braucht einige Übung, doch nach ein paar Mal practice ist es a piece of cake.

Auf dem Gang zum shower room (der winzige, jeweils individuelle cubicles mit Vorhang anbietet) hält man den Blick fest zu Boden gesenkt, damit man nicht etwa in die peinliche Situation gerät, einer anderen lady ins Gesicht zu blicken, was wiederum die Frage aufwürfe, ob man sie, so man sie schon ein- oder gar mehrmals dort getroffen hat, grüssen sollte, oder nicht. Ersteres könnte die so abrupt Angesprochene in grosse Verlegenheit bringen, denn sie würde sich womöglich verpflichtet fühlen, den Gruss zu erwidern oder – noch schlimmer: sie könnte annehmen, sie müsse einen nun jedesmal grüssen, wenn man sich trifft, was pures embarrassement erzeugen würde.
Es gibt natürlich gewisse Ausnahmesituationen. Bei der Wassergymnastik z. B. ist es durchaus erlaubt, sich anzulächeln und einen humorvollen Kommentar zu machen, wenn man auf den Gummirollen reitend ineinanderprallt und ich denke, niemand wird einem eine Bemerkung übelnehmen, fiele einem eine leblos im Wasser treibende Person auf.

Es nimmt unter diesen Umständen nicht Wunder, dass in britischen Saunen, Steambädern etc. die Schwimmkleidung unter allen Umständen anbehalten wird. Da man bereits vor dem Betreten des Poolbereiches eine Dusche nahm, kann man sich den Weg in dieselbe zwischen den Saunagängen jedoch sparen und sich direkt in den Whirlpool begeben. Dabei ist es wichtig, jeglichen Augenkontakt zu vermeiden. Was habe ich den Mut jenes Mädels bewundert, das es nach einem längeren innerlichen Kampf (den im übrigen jede der Anwesenden zum exakt selben Zeitpunkt führte) wagte, nach der angemessenen Entschuldigung laut zu fragen, ob jemand wisse, wie man den Whirlpool zu Laufen bringe. Dies wurde von allen Einsitzenden verneint und gleichzeitig bedauert, und ich entschloss mich daher, vorzuschlagen, einen Bademeister zu befragen. Einige Sekunden und anerkennende Worte später sassen wir einträchtig schweigend und nach unten blickend im fröhlich sprudelnden Whirlpool.

Ich denke dann immer an die Zeit auf dem Kontinent zurück, da ich mir, als Mitglied eines gepflegten Fitnessclubs in einer norddeutschen Grosstadt, die Dusche mit anderen – noch dazu vollständig entkleideten – Geschlechtsgenossinen teilen musste. Als miteinander geplaudert wurde während sich mein Gegenüber gänzlich ungeniert die Beine rasierte und noch ganz andere, absolut unaussprechliche Stellen. Von diversen Aufenthalten in der gemischten Sauna möchte ich gar nicht erst reden! Bei dem Gedanken an derlei Szenen grössten embarrassements schlage ich dann ganz schnell die Augen nieder – I can’t help it!

For a start…

Filed under: Kleine Freuden des Alltags — henriette @ 6:01 pm

Frage an John Major, der irgendeine Heilbutt- oder Codausstellung besuchte: „What advice can you give the next Ex-Prime Minister on his near future?“
Major: „Moving out of No. 10 would be a good start!“

Mai 16, 2007

Unter Schotten

Filed under: Kleine Freuden des Alltags,Sprach's — henriette @ 8:25 pm

A: Where do you want me to put the cheese?
P: It lives in the pantry.

Mai 10, 2007

Verpasst

Filed under: I dare say,Kleine Freuden des Alltags — henriette @ 1:53 am

Schon wieder ist mir eine very useful Woche quasi durch die Lappen gegangen. I am utterly disappointed. Zu und zu gerne hätte ich an der internationalen Woche des Kompostes teilgenommen. Aber, wie heisst es so schön „never cry over spilled milk“.

Mai 8, 2007

Lost for words

Filed under: So geschehen — henriette @ 1:39 am

Ich würde durchdrehen
Ich hoffe, sie wird gesund gefunden. Und schnell!

Mai 2, 2007

Lunch at the Royal Automobile Club

Filed under: I dare say,Kleine Freuden des Alltags — henriette @ 7:32 pm

Der Club macht wirklich Eindruck. Er besitzt den schönsten Swimmingpool, den ich bisher gesehen habe, eine wunderschöne hohe Halle aus Säulen und Mosaiksteinen von 1907, ausgestattet mit neuester Technik, was die Wasserqualität betrifft. Dazu gehört ein grandioses Türkisches Dampfbad (although ladies can use it on thursdays only) mit Ruhecompartements, in denen man durch schwere Samtvorhänge von der Aussenwelt abgetrennt trefflich die ein oder andere Stunde verdösen kann. Es soll Leute geben, die in dieser warmen, kuscheligen Oase sogar schon genächtigt haben.
Das ganze Ambiente ist so altmodisch englisch, dass es ein Hochgenuss ist. Nur der Fitnessraum fällt etwas aus dem Rahmen, weil dort neuzeitliche Geräte genutzt werden, die sich in der klassischen Umgebung indeed etwas merkwürdig ausnehmen.
Vor einem Jahr fiel mit der Zulassung von „ladies“ auch in den drei Bars das letzte Refugium „for gentlemen only“, dafür gibt es immer noch the „ladies drawing room“, in dessen pastellfarbenen Wänden gentlemen unerwünscht sind. Man kann dort tea trinken, eine feine Stickarbeit zur Hand nehmen, Sonette oder die Tageszeitung lesen. Und natürlich ungestört gossippen.
Teppich findet man selbstverständlich all over the place, genauso wie die bequemsten Ledersessel der Welt. Allerdings kann man in manchen gar nicht sitzen, sondern nur halbliegend versinken. Das gehört so, wurde uns versichert. Man könne in ihnen excellently abhängen und kontemplieren – oder Fussball gucken. In den prachtvollen Billardsalon mit 6 Tischen passt unser reception room bestimmt 30mal und in der Eingangshalle befindet sich eines von drei privaten Post Offices in ganz England. Die anderen befinden sich im Buckingham Palace und Chelsea Pensioners‘ Hospital.
Mobile Phones sind nur in einem bestimmten business room erlaubt, jeglicher Missbrauch an anderen Orten ruft umgehend disapproving glances und diskrete Abmahnungen hervor. Das Essen auf der lauschigen Terrasse war fantastisch, das Servicepersonal excellent und – ausschliesslich französisch. Hat man die komplizierte Aufnahmeprozedur erst einmal überstanden, sind £ 1025,00 im Jahr nun wirklich nicht zu viel verlangt.
Lediglich der

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